Wir waren gerade im Yosemite-Nationalpark angekommen und ich war durchaus aufgeregt und absolut motiviert. Hier wollten wir nämlich unsere erste große Wanderung über mehrere Tage machen und zum ersten Mal unser neues Zelt ausprobieren. Jetzt hieß es für uns allerdings erstmal Wanderkarten studieren, den richtigen Trail finden und eine sogenannte Wilderniss-Permit bei den Parkrangern beantragen, damit wir in der Wildnis campen dürfen.
Da wir uns unbewusst das vollste Wochenende des ganzen Jahres ausgesucht hatten, war die Suche nach einem freien Trail garnicht so einfach wie gedacht. Um die Natur und die Tiere in der Wildnis zu schützen, wird nämlich immer nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern auf den Trails zugelassen. Nach einer guten Stunde hatten wir jedoch alles bei den Rangern organisiert und erledigt und mit Bärenkanister und Kartenmaterial ausgerüstet ging es wieder zurück zum Van. Jetzt musste nur noch der Rucksack für den nächsten Tag gepackt werden.
Für den Anfang hatten wir uns erstmal für eine Drei-Tages-Tour entschieden – ich wäre zwar vor Motivationsüberfluss am liebsten gleich eine ganze Woche wandern gegangen, aber das sollte erstmal genügen. Am nächsten morgen ging es dann gegen 10 Uhr vollgepackt mit Zelt, Verpflegung und Material auf den Weg. Unser Ziel: der Gipfel des El Capitan.
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Die Wanderung führte uns zu erst durch eine wüstenartige Landschaft und dann direkt in einen wunderschönen Märchenwald. Wir mussten mehrere kleinere Bäche durchqueren und auch zwei Flüsse mit einer recht starken Strömung barfuß überwinden. Nach 2,5 Stunden legten wir die erste richtige Pause direkt an einem schönen Bergfluss ein. Nach wenigen Minuten wurden wir jedoch von ein paar aufdringlichen Bienen vertrieben und wir setzten unsere Wanderung notgedrungen fort. Nach ein paar weiteren Stunden und einigen hundert Höhenmeter mehr auf dem Buckel, gelangten wir an ein riesiges Feld aus Schnee. Es war mittlerweile 17:00 Uhr und wir waren seit 7 Stunden unterwegs. Und jetzt auch noch ein Schneewanderung? Ich hatte bereits mehrere Blasen und war schon einige Male an die Grenzen meiner Kräfte gekommen. Aber wir wollten unbedingt den Gipfel des Berges erreichen. Also Zähne zusammen beißen und durch. Unterwegs hatten wir ein Pärchen aus Frankreich getroffen, mit denen wir uns zusammen den Weg durchs Eis gesucht haben – denn leider konnte man den Weg auf Grund des meterhohen Schnees nicht erkennen und die Markierungen an den Bäumen waren eher spärlich angebracht. Nach weiteren zwei Stunden hatten wir den Wald mit dem Schneefeld endlich hinter uns gelassen und unser Ziel war zum greifen Nah. Wir konnten endlich unser großes Ziel sehen. Ich war so erleichtert, dass ich vor Freude hätte heulen können.
Um 19:30 Uhr, nach fast 10 Stunden auf dem Trail, hatten wir den Gipfel des El Capitan erreicht. Ich hatte mittlerweile sechs Blasen an den Füßen, mir tat der Rücken weh und bei jeder Bewegung hätte ich heulen können, weil ich solche Schmerzen vom Rucksack auf der Hüfte hatte. Aber es war geschafft. Und die Mühen und der Schmerz haben sich dank eines unglaublichen Ausblickes in der untergehenden Abendsonne gelohnt. Nach über 1.000 Höhenmeter und 26 Kilometern mussten wir nur noch unser Zelt aufbauen und konnten dann erschöpft aber glücklich in unseren wohlverdienten Schlaf fallen.
Der kalifornische Yosemite-Nationalpark ist ein absolut traumhaft schönes Fleckchen Erde und unbedingt eine Reise wert.